Wer nimmt sich heutzutage noch Zeit den Hund wirklich zu verstehen?
Es wird konditioniert, dressiert, untergeordnet, gelobt, abgelenkt, gedeckelt um irgendwelches unerwünschtes Verhalten abzustellen.
Hunde werden teilweise wie Maschinen behandelt. Funktionieren sie nicht, ist der Mensch sauer.
Aussagen die ich oft höre sind:
- Dieses Verhalten geht aber gar nicht. Wenn das nicht aufhört muss er weg.
- Ich hab aber keine Geduld um jetzt wochenlang zu üben. Ich will die Spaziergänge genießen.
- ich habe keine Zeit und kein Geld um teure Hundetrainer zu bezahlen.
- Ich habe schon Vieles probiert und nichts hat geholfen
Hunde sind hoch soziale Wesen und kommunizieren ständig. Nur verstehen die Menschen sie nicht. Und warum? Weil niemand sich die Zeit nimmt genau hinzuschauen.
Für jedes "Fehlverhalten" gibt es Ursachen. Oft ist es falsches Verhalten des Menschen. Fehlende Konsequenz, fehlendes Wissen, Grundlagen im Zusammenleben die nicht da sind, falsches Training, fehlende Sozialisierung, fehlende Geduld und Stabilität, falsches Handling und und und.
Und wer kann daran arbeiten? Der Mensch.
Es ist nicht der Hund. Hunde zeigen uns wo wir Defizite haben und übernehmen die Rollen die wir nicht übernehmen.
In ganz seltenen Fällen kann es sein dass der Hund einfach einen "Dachschaden" hat. Das ist aber die Ausnahme.
Wenn ein Hund plötzlich Flugzeuge jagt, vor die Schlafzimmertür pinkelt wenn diese zu ist, den neuen Partner beisst, nicht mehr zulässt das der Mensch sich seinem Bett nähert, andere Hunde attackiert, ins Bein hackt wenn er sich aufregt, keine Besucher rein lässt, Fahrräder oder Züge jagt, dich beschützt vor fremden Menschen, Kinder anspringt, an der Leine zieht, hunderte Meter wegrennt von dir, beisst bei der Körperpflege usw - dann gibt es dafür Ursachen.
Und diese zu finden sind wichtig! Ansonsten ist es Symptombekämpfung.
Wir Hundetrainer sind keine Hellseher oder Zauberer. Eine Einzelstunde reicht nicht aus um Problemverhalten zu ändern. Und manchmal braucht es mehrere Anläufe bis der richtige Trainer gefunden ist.
Und es ist auch nicht der Hund der es ändern kann, sondern der Mensch.
Menschen haben oft Defizite in Sachen Geduld. Schnell werden sie genervt. Oder sie haben kein Selbstwertgefühl, können nicht alleine sein und kompensieren ihre Bedürfnisse über den Hund. Sie wollen dem Hund ihre ganze Liebe schenken und viel Freiheiten. Das führt dann aber oft zu Problemen, weil Hunde Strukturen brauchen. Manchmal sind Menschen jähzornig und lassen es am Hund aus. Manche Menschen sind in ihrem Ego verletzt wenn der Hund sie anbellt.
Manche Menschen meinen sie müssen Dominanz zeigen und sind sehr unfair zum Hund. Und wieder andere sind zögerlich und ängstlich, können schlecht konsequent sein und sich auch mal durchsetzen.
Das Schöne ist: wenn der Mensch das verstanden hat, dann ändert sich ganz viel.
Zum Positiven!